My EQ is better than yours!
Einleitung
“Mein Mischpult klingt viel besser als deins”
Solche Aussagen kennen wir alle und das dem so ist wissen wir auch alle. Aber warum? Was sind die Kernfaktoren die dies beeinflussen?
Ich behaupte die zwei wichtigsten Parameter sind in den Pre-Amps bzw. in deren Verhalten im Sättigungsbereich und in den EQs zu finden. Außerdem behaupte ich, wenn Pult A besser als Pult B klingt, klone ich die Default EQ Einstellung von Pult A auf Pult B und schon sieht die Welt ein bisschen gleicher aus. Natürlich sind da noch viele andere Unterscheidungsmerkmale in Workflow, Ergonomie, Alleinstellungsmerkmale in Funktion usw. …aber erzähl mir nicht das klingt besser, wenn der Draht 1:1 durchläuft!
Bevor ich seitenlang weiter schwadroniere kommen wir zum Punkt um den es hier geht, EQs.
Ich habe an einer echten Harrison 32C gelernt und schnell eine Hassliebe entwickelt die nur Menschen verstehen die das auch erlebt haben. Dementsprechend liebe ich auch das digitale Pendant, die DAW Harrison Mixbus 32C. Der Harrison EQ ist so rudimentär das man ihn wohl in der Form in keiner anderen DAW implementieren könnte, ohne sich bei der Käuferschicht lächerlich zu machen. Dennoch, dreht man kurz irgendwo dran und zack, es passt. Genauso ist es oft bei Pult Unterschieden, bei dem einen dreht man was und es passt bei dem anderen verdreht man sich nen Wolf. Es spielt also eine Rolle wie man den EQ vorparametriert!
Also habe ich den Harrison Mixbus 32C Channel und Buss EQ gemessen und geklont für den Logic Channel EQ, Fabfilter Pro Q2 und Yamaha CL/QL Mischpulte um eben diese sehr gut funktionierende Vorparametrierung auch in anderen Arbeitsumgebungen zu nutzen.
Bestandsaufnahme
Zunächst muss ich also rausfinden was der Harrison EQ so macht. Also kurz ein bisschen DAW Routing Terror und den Smaart Rechner besaften. Schnell stelle ich fest mit 3 Messungen pro Band, das kannst Du mal gepflegt vergessen. Neben variabler Güte ändern sich auch Einsatzfrequenzen. Also wird jedes Band bei Fmin, Fmax und Centerfrequenz bei jeweils minus maximal Gain, -12, -9, -6, -3 und das ganze bei den positiven Werten wiederholt gemessen. Hätte ich gewusst, dass das ganze 166 Messungen und ekelige Mausfrikelei erfordert hätte ich es nie zu Ende gebracht, aber manchmal merkt man sowas im Wahn ja erst nachher. Was diese zwei Babys für einen Aufwand machen stellt sich erst später raus.
HINWEIS:
Die Bildergalerien kannst Du mit Mouseover links und rechts vor und zurückspulen

Channel EQ

BUSS EQ
Harrison Mixbus 32C - Buss EQ (Tone)
Harrison Mixbus 32C - Channel EQ
Harrison Mixbus 32C - Channel Filter
Harrison Mixbus 32C - Tape Saturation
Messergebnisse im Archiv
In das Archiv haben es ca. 166 Messwerte geschafft die als Referenz des noch zu erzeugenden Arbeitsergebnisses dienen. Hinzu kommen noch mindestens ebensoviele temporäre Zwischenergebnisse und Plausibilitätsprüfungen und ein explodierender Papierkorb.



Übertragung
Knapp 200 Messungen später weiß ich wo die Reise hingehen soll und vermute schon das es aufgrund der Gain abhängigen Bandbreite wohl nicht perfekt werden kann. Aber kein Grund direkt aufzugeben erstmal schauen wie weit ich komme. Das Ziel steht fest, also den Logic, Fabfilter Pro Q2 (ist schon 2018 passiert und Pro Q3 kam an dem Tag raus wo ich fertig war, kein scheiß!) und Yamaha CL/QL parat machen.

Logic Channel EQ

Fabfilter Pro Q2

Yamaha EQ
…ist der nicht schön 🙂 …ja genau der ist nicht schön, aber Gottseidank kommt es auf die inneren Werte an
Arbeitsergebnisse
Für den Logic Channel EQ und den Fabfilter Pro Q2 gibt es 3 Presets für den Harrison Buss EQ und 2 Presets für den Harrison Channel EQ um alle Regelbereiche perfekt abzudecken.
Für den Yamaha EQ gibt es 2 Presets für den Harrison Channel und Buss EQ je einen. Leider habe ich keine Messungen gespeichert im Archiv, aber mein Memo sagt ich habe die Abweichungen zugunsten eines Mittelwertes gemittelt weil es hier nicht um Präzision und Zeitverschwendung mit Presets geht sondern ich wollte eher in meinen Pult Setup einen besseren Startpunkt für die Chanel EQs die einfach da sitzen wo sie besser wirken …und schon hast Du auf Kopfdruck eine Harrison 32 Konsole und brauchst keinen Kontaktspray 🙂


Logic Channel EQ

Fabfilter Pro Q2

Yamaha EQ
…ist der nicht schön 🙂 …ja genau der ist nicht schön, aber Gottseidank kommt es auf die inneren Werte an
Überprüfung der Arbeitsergebnisse
Im Folgenden die Messvergleiche von Original und Fälschung. Die größte Abweichung gibt es im Pro Q2 Mittenband zwischen 4 und 8k mit 0,1dB Abweichung was in diesem Band ein Nulltest Noisfloor von -39dB bedeutet. Overall ist in diesem ProQ2 Setup das schlechteste Ergebnis des Nulltests von -55dB RMS zu finden. Bei Screenshots mit anteilig grüner Messkurve siehst Du Bereiche die nicht perfekt gelungen sind, das meiste matched also zu 99,97%, was der Nulltest mit Musik bei dem alle Filter gut benutzt sind beweist. -88dB Auslöschungsergebnis bedeutet in Summe Abweichungen kleiner 0,01dB (entspricht -65dB). Nach der Normalisierung sind dann auch die Frequenzbereiche gut zu hören bei denen überhaupt eine Abweichung kleiner 0,01dB vorlagen.

Diese EQ Einstellung bzw. Übertragungsfunktion wurde in Mixbus gedreht und dann einfach die Parameter in den Logic Channel EQ und in den Fabfilter eingegeben, die 3 Messergebnisse liegen sauber übereinander. Eine erstklassige Kopie, ich melde mich jetzt für den Chinesisch Kurs an.

Mixbus vs. Fabfilter – Null Test – Magnitude (schlechtestes Ergebnis)
Harrison Mixbus 32C vs. Logic Channel EQ Clone
Harrison Mixbus 32C vs. FabFilter Pro Q2 Clone (green = Fabfilter)
Hier ein Nulltest mit Peaks bei L -88dBfs und R -82dBfs
Und derselbe Nulltest normalisiert zum hören
Und noch der Original Track
Arbeitsergebnis
Hier stelle ich Dir die Ergebnisse zur Verfügung. Zunächst die Parameter für den Logic Channel EQ um diesen händisch einzustellen. Ganz unten dann ein Download Link für ein ZIP Paket mit Logic, Fabfilter und Yamaha Presets.
2018-06-17 Bodo Felusch
https://www.felusch.de
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Harrison Mixbus 32C EQ – Clone for Logic Channel EQ v1.0
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Buss EQ [non linear frequency range]
Maximum Gain Settings +/- 9dB swing
1. LoShelf @ 400Hz Q=1
2. HiShelf @ 1540Hz Q=1
3. PEQ @ 800Hz Q=0.8
Medium Gain Settings +/- 6dB swing
1. LoShelf @ 370Hz Q=1
2. HiShelf @ 1680Hz Q=1
3. PEQ @ 800Hz Q=1
Low Gain Settings +/- 3dB swing
1. LoShelf @ 325Hz Q=1
2. HiShelf @ 1800Hz Q=1
3. PEQ @ 800Hz Q=1
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Saturation HF-Bias:
1. PEQ @ 20kHz Q=1.2 Lmax = -4dB
…you need a lfo with random wave @ 0,2Hz on the gain, and yes of course some compression 🙂
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Channel EQ:
———
Hi Shelf [non linear frequency range]
Maximum Gain Settings:
900Hz – (5700Hz Center) – 14200Hz
Q = 0.5
+/-18,5dB
Medium Gain Settings:
560Hz – (3600Hz Center) – 11000Hz
Q = 0.5
+/-6dB
———
Mid-Hi [non linear Q at f max, proportional Q]
Maximum Gain Settings
370Hz – (2450Hz Center) – 8100Hz@Q1.55
Q = 1.4
+/-14dB
Medium Gain Settings
370Hz – (2450Hz Center) – 8100Hz@Q0.79
Q = 0.71
+/-6dB
———
Mid-Low [proportional Q]
Maximum Gain Settings
190Hz – (1240Hz Center) – 4100Hz
Q = 1.3
+/-13dB
Medium Gain Settings
190Hz – (1240Hz Center) – 4100Hz
Q = 0.71
+/-6dB
———
Low Shelf [non linear frequency range]
Maximum Gain Settings:
35Hz – (225Hz Center) – 800Hz
Q = 0.5
+/-17,5dB
Medium Gain Settings:
50Hz – (340Hz Center) – 1200Hz
Q = 0.5
+/-6dB
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Channel Filter:
———
HPF
32Hz – (280Hz Center) – 4100Hz
Q = 1
12dB/Oct
———
LPF
132Hz – (1100Hz Center) – 17kHz
Q = 1
12dB/Oct
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DOWNLOAD
So sieht das ganze dann im Logic EQ und Fabfilter aus, nicht allzu kompliziert, Ich habe den Channel EQ mit +-6dB Swing als Standard drin das reicht zu 90%, dann kann man auch den Maximum Swing umschalten und wenn es extrem wird ist es meist eh egal. Hier kannst Du die Presets runterladen, mit Deiner Spende kaufe ich Quatsch den ich mir sonst nicht kaufen würde.
