Netzwerktechnik für Veranstaltungstechniker
Tontechnik
Dauer: 3 Tage
Gewerke übergreifend
Keine Vorkenntnisse erforderlich
Fachspezifisch
Tontechnik oder Lichttechnik
1. Tag
- Grundlagen Part 1
- Datennetze & Kabel
- Überlebenswichtige Vokabeln
- Tools für die Praxis
- Selektion von Switches
2. Tag
- Grundlagen Part-2
- Praxis Tipps
- Planung & Dokumentation
- Konfiguration per Webinterface
- Netzwerk-Monitoring
3. Tag Tontechnik
- System Design & Dante Audio
- AoIP Standards & Kompatibilität
- Latenzen
- Clocking
- Praxisworkshop
3. Tag Lichttechnik
- System Design & Protokolle
- ArtNet
- sACN & ACN
- Redundanz Konzepte
- Praxisworkshop
Ü B E R B L I C K
Das dreitägige Seminar richtet sich an Techniker, Operator, Ingenieure und Fachplaner, die mit Audiovisuellen Medien tätig sind und IEEE 802 Ethernet Netzwerke für den Signaltransport nutzen. Die Teilnehmer benötigen keine Vorkenntnisse und werden von Grund auf in die IT Technologie eingeführt. Sie erlernen in drei Tagen die Sprache der IT Profis auf hohen Niveau zu verstehen, wobei der Fokus auf den für die Praxis der Teilnehmer relevanten Themen liegt. Die ersten beiden Tage des Seminars sind Gewerke übergreifend für Audio- Licht- und Video Spezialisten gleichermaßen geeignet. Der dritte Tag ist Gewerke spezifisch als Variante A für Tontechniker mit Schwerpunkt auf Dante Audio oder als alternative Variante B für Lichttechniker mit Schwerpunkt auf ArtNet, ACN und sACN erhältlich.
Trainer
Bodo Felusch
Tontechniker, Audio over IP Spezialist und Initiator der Seminare “Lake Training” seit 2008 und “Netzwerktechnik für Veranstaltungstechniker” seit 2013.
Motto: “Keine Panik! …es ist nur ein Netzwerk”
D E T A I L S
Warum Netzwerke?
IT Komponenten in der Signalkette sind kein Trend der wieder verschwindet. Die Vorteile gegenüber antiquiert wirkender analoger oder digitaler Direktverbindungen sind ein Grund dafür. So ist z.B. die physische Verbindung nicht mehr gleich der logischen Verbindung, einmal eingerichtet spielt der Anschlussort von Geräten keine Rolle mehr. Sender und Empfänger kommunizieren unmittelbar miteinander sobald sie sich im Netzwerk finden und machen unterschiedliche physische Standorte bei gleichen Signal Routing ohne Service möglich. Redundanzen können kostengünstig realisiert werden und benötigte Bandbreiten für den Mischbetrieb verschiedener Gewerke sind skalierbar. Ethernet Netzwerke unterliegen einem schnellen technologischen Fortschritt, sind hoch verfügbar und Planungskompetenzen international selbstverständlich.
Wie verstehe ich Netzwerke?
Als medienschaffender Anwender muss man die Grundzüge der Technologie beherrschen um eine sichere Inbetriebnahme und Fehlersuche zu gewährleisten. Spätestens wenn produktionsrelevante Signale wie z.B. Dante Audio-, Art-Net Licht- oder SDVoE Videostreams ausschließlich über Ethernet Netzwerke transportiert werden, sollten die Grundkenntnisse der Netzwerktechnik zum Standard Repertoire der verantwortlichen Techniker gehören, denn in der Praxis gehört Layer-3 Management in komplexen redundanten Netzwerken längst zum Tagesgeschäft.
Doch wer vermittelt jetzt dieses Wissen? Eine mehrjährige Ausbildung zum Netzwerkadministrator erscheint hier nicht zielführend! Leider sprechen diejenigen die sich perfekt mit Netzwerktechnik auskennen meist eine andere Sprache als Veranstaltungstechniker, da ihr Arbeitsbereich ein völlig anderer ist. Diesem Umstand wird Rechnung getragen indem die Kenntnisse auf Augenhöhe anschaulich vermittelt werden. Der Praxisbezug zum Arbeitsalltag von Ton- Licht- und Videotechnikern steht hierbei stets an oberster Stelle.
Was passiert am ersten Tag?
Häufig wird die Offenheit und Kompatibilität von IEEE Ethernet propagiert doch in der Praxis stößt diese heile Welt der Kompatibilität schnell an ihre Grenzen. Grenzen die der Teilnehmer des Seminars ebenso kennenlernt wie funktionierende Lösungen für gemischte Produktionsnetzwerke zu errichten. Hierbei sollen verschiedene Gewerke über VLANs getrennt und über gemeinsame und redundante Backbone Leitungen in verschiedenen Topologien transportiert werden. Die Wahl der richtigen Kabel spielt im rauen Alltag der Veranstaltungsbranche eine besondere Rolle, die Unterschiede zwischen Kupfer- und Lichtwellenleitern und deren Konstruktionsformen werden ausgiebig besprochen. Die Teilnehmer verstehen warum es drastische Performance Unterschiede bei Kabeln gibt und warum Netzwerkkabel im Grunde immer teilweise defekt sind, dies aber dank gnadenloser Überdimensionierung kein Problem darstellt um die benötigten Bandbreiten sicher zu Übertragen. Zur Erhöhung der Bandbreite zwischen den verschiedenen Netzwerkpositionen werden Link Aggregation Gruppen eingerichtet und mittels Quality of Service unterschiedlich wichtige Daten priorisiert. Es werden typische Bandbreiten von Audio-, Licht- und Videosignalen in einer IP Welt diskutiert sowie ein Ausblick auf die sich ändernden Anforderungen mit SDVoE (Software Defined Video over IP) gegeben. Es werden unterschiedliche Protokolle wie TCP, UDP und AVB kennengelernt sowie die verschiedenen Datenübertragungsarten Unicast, Multicast und Broadcast besprochen und verstanden welche Rolle IGMP oder ACL Filter in Multicast Netzwerken spielen.
Was passiert am zweiten Tag?
Neben der Planung von Bandbreiten ist auch das Netzwerk Monitoring ein eigener Themenblock dem ein halber Tag gewidmet ist, so lernen die Teilnehmer die Funktionsweise von SNMP kennen und mittels PRTG Software auch praktisch anzuwenden. Die Live Überwachung der IT Statuszustände von Switches, Ports, Kabel Redundanzen sowie Bandbreiten Monitoring wird nachvollziehbar von Grund auf in PRTG erarbeitet. Der Teilnehmer ist anschließend in der Lage seine eigenen PRTG Maps zur visualisierten Überwachung der Event IT einzurichten.
In praktischen Präsentationen wenden die Teilnehmer ihr erworbenes Wissen an. Sie konzipieren und konfigurieren einen Layer-3 Switch für den Mischbetrieb von Dante Audio-, Art-Net Licht- und Produktionsnetzwerken und lernen zielführend einen Switch mittels Weboberfläche zu verstehen und in komplexen Menüstrukturen den Fokus zu behalten. Mit praktischen Übungen an den Geräten werden Dual Redundante Netzwerke in Betrieb genommen, Fehler gesucht und provoziert um deren Auswirkungen kennen zu lernen.
Der gut zweitägige IT Grundlagenteil der für Audio- Licht- und Videotechniker gleichermaßen geeignet ist wird abgerundet mit der Vorstellung nützlicher Tools für die Netzwerkpraxis. Außerdem wird der Auswahlprozess geeigneter Switches besprochen und mit wertvollen praktischen Tipps zur Konfiguration und Dokumentation ergänzt, denn am Ende des Tages reicht es nicht aus die Technik zu verstehen und für sich selbst ein funktionierendes Setup erstellt zu haben. Auf Produktionen müssen Kollegen auch nachvollziehen können was sie grade vorfinden um eine sichere Inbetriebnahme und Fehleridentifikation zu leisten.
Was passiert am dritten Tag?
Der letzte Teil des dreitägigen Seminars ist Gewerke spezifisch. Das Thema Audio over IP mit Dante wird vollumfänglich beleuchtet und gegenüber anderen Protokollen wie AVB und AES67 abgegrenzt. Die in den Grundlagen vermittelten Themen wie z.B. Redundanzen, Topologien, Link Aggregation Groups und RSTP werden in die Praxis transferiert, denn eine effiziente Auslastung von mehrfaserigen Glasfaser Kabeln ist ebenfalls zu beachten. Eine Eigenschaft von Dante Netzwerken ist die samplegenaue und phasensynchrone Übertragung von Audio Daten sofern der Anwender die korrekten Latenz Werte gewählt hat. Wie dies mit vorhandenen Netzwerkgrößen zusammenhängt, wo die Grenzen sind und wie man unterschiedliche Latenz Werte in komplexen Systemen mischt, erfährt der Teilnehmer ebenso wie welche Auswirkungen falsch gewählte Größen haben. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Synchronisation bzw. die Übertragung des Clockings im Netzwerk mittels des PTP Protokolls. Hierzu wird zunächst das Prinzip hinter PTP vermittelt, und anschließend die qualitativen Unterschiede in Bezug auf absolute Jitter Größen bei PTPv1 und PTPv2 gegenübergestellt und mit Referenz Größen und Hörschwellen verglichen. Wie ein Dante Netzwerk sich selbst synchronisiert oder wie der Anwender externe Clock Quellen funktionierend einbindet wird hier ebenfalls besprochen. Dante Audio Daten können mittels Unicast oder Multicast übertragen werden. Wo die Unterschiede liegen und welche Grenzen „Multi“ Unicast Verbindungen haben wird anhand anschaulicher Beispiele aus der Praxis erläutert.
In einem Praxisworkshop wird das erlernte theoretische Wissen in der Praxis live an den Geräten unter professioneller Anleitung angewendet.
I N H A L T
1. Tag
Grundlagen der Netzwerktechnik
- Was ist Ethernet
- OSI-Modell
- NIC
- MAC Adresse
- Hub
- Switch (Layer 2)
- IP-Adresse
- Switch (Layer 3)
- Router (Layer 3)
- Subnetzmaske
- W-LAN Router & Access Point
- PoE
- W-LAN
- W-LAN Reichweite erhöhen
- Max. zulässige Sendeleistung
- Richtantennen
- SSID Cloning
- Schirmung
- Kategorien
- Übertragungsfehler
- Dämpfung
- Übersprechen
- Reflexionen
- Einstreungen
- Begrenzung durch Bandbreite
Lichtwellenleiter
- Aufbau
- Moden
- Multimode vs. Singlemode
- Faserkategorien / Optisch Klassen
- Patchkabeltypen
- Direktverbindungssysteme
- Linsenverbindungssysteme
Kabel Auswahl in der Praxis
- Steckzyklen
- Kupfer vs. LWL
- Max. Kabellängen
- Auto Crossover / Auto MDI
- Auto-Sense / Auto-Negotiation
- DHCP
- ACL
- Ports | Portkonflikte
- ARP
- IP
- TCP
- UDP
- AVB
- Art-Net
- MA-Network
- Unicast
- Multicast
- Broadcast
- Broadcaststurm
- IGMP
- IGMP Snooping
Netzwerktopologien
- Punkt zu Punkt
- Linie
- Ring
- Stern
- Baum
- Vermaschtes Netz
- Backbone
- Gewerke Mischbetrieb
- Trunk Ports / Link Aggregation
- Typische Bandbreiten im Mediennetz
- Headroom Empfehlungen
- STP/RSTP/MSTP
- VLAN
- Portbasierte VLAN
- Tagged VLAN
- QoS
- Priorisierungen mit QoS Möglichkeiten & Grenzen
- DSCP/DiffServ
- Identifikation von Mediennetzen
- Apple Bonjour
- Zeroconf
- Takt Jitter
- Packet Jitter
- Die Energiesparfalle
- Green Ethernet
- IEEE 802.3az Energie Efficient Ethernet
Tools für die Netzwerkpraxis
- Ping Befehle
- NetSetMan Pro (Win)
- Angry IP Scanner (Win)
- Wireshark (Win/OSX)
- inSSIDer [Windows] / iStumbler [OSX]
- Kabeltester
Welcher Switch ist der Richtige für mich?
- Anforderungen für Dante Audio
- Sonstige Anforderungen
- Equipment Testergebnisse von Yamaha
- Equipment Testergebnisse von Q-SYS
- Vor- und Nachteile einzelner Modelle
- D-Link DGS1210-52
- Cisco SG300 Serie
- Teqsas cyberTEQ-m
- Luminex GigaCore
I N H A L T
2. Tag
Pimp my switch …Praxis Tips für die eigene Hardware
- Konfiguration für den Mischbetrieb mit Dante, Lake und freien VLAN´s
- Dokumentation der Konfiguration für die Anwender
- Praxis Beispiel Set- & Case Design Gahrens + Battermann GmbH
- ACL VLAN Filtering für Lake und Dante Multicast
- Einrichten der ACL Filterrolle im Detail – Bsp.: Linksys SRW224G4
- Einrichten der ACL Filterrolle im Detail – Bsp.: D-Link DGS1210-52
- Regeln für ein stressfreies Leben mit Netzwerktechnik
Erstellen einer dokumentierten Switch Beispiel Konfiguration per Webbrowser
- IP+Subnetz
- VLANs,
- LAG Trunks & Backbone Ports
- RSTP
- CoS Priorisierungen für Mediennetze
- ACL-Filtering
- SNMP-Monitoring
- Speichern
- Dokumentieren
- Weitere Geräte einrichten
Netzwerk-Monitoring
- Einleitung, Wofür man Netzwerk-Monitoring braucht
- Die Player
- Das Prinzip
- Die Details
- Die Funktionsweise
- Monitoring Software & Beispiel Workflow zur Statusüberwachung
- Überwachung des Switch-Status
- Überwachung des Portstatus
- Bandbreiten-Monitoring
- Einrichten von Maps
- Tipps & Tricks für den Einstieg
- MikroTik The Dude …Kurzüberblick
- Paessler PRTG …All You Need To Know
I N H A L T
3. Tag
Tontechnik
System Design & Dante Audio
- Historie & Status Quo
- Dante. Ravenna, AVB, AES67 …ja was den nun?
- Kompatibilität der verschiedenen Protokolle
- Detailunterschiede der verschiedenen Protokolle
- Kompatibilität der IT Infrastruktur
- Überblick
- Maximale Kanalzahlen in Abhängigkeit der Transferrate
- Audinate Brooklyn II Modul & weitere Module
- Lake Custom Brooklyn Modul
- Wie hoch ist die Latenz mit Dante?
- Wie wird Dante über das Netzwerk übertragen?
- DSCP/DiffServ Konfiguration für Dante
- Dante und W-LAN
- Segmentierung der Signalkette von A/D bis D/A Wandlung
- Maximale Netzwerkgrößen in Abhängigkeit der Latenz Einstellungen
- Digitale Audiosignale und Netzwerk verheiraten …wie geht das?
- Wordclock vs. Clocking innerhalb vom Netzwerk
- PTP (Precision Time Protocol IEE1588)
- Unterschiede von PTPv1 und PTPv2 und deren Anforderungen an IT Hardware
- Qualitative Unterschiede von PTPv1, PTPv2, Wordclock, MADI usw. | Vergleich mit Referenzgrößen und Hörschwellen
- Dante-Master Clock Priorität
- Yamaha MY16AUD – Sync LED
- Yamaha MY16AUD – Error LED
- Yamaha MY16AUD – häufige Fehlerquellen
- Zusammenfassung des Clock Setups
- Automatisches Dante Clock Setup
- Manuelles Dante Clock Setup
- Dual redundantes Dante Netzwerk mit Sternpunkt
- Dual redundantes Dante Netzwerk als Linie
- Dual redundantes Dante Netzwerk als Ring
- Dual redundantes Dante Netzwerk als Ring mit Baumabgriff
- P2P
- P2P mit Trunk
- P2P mit RSTP Ring
- Einfache Linie
- Linie mit Trunk
- Linie mit RSTP Ring
- Dante Dual Redundant Network – P2P
- Dante Dual Redundant Network – Linie
- Dante Dual Redundant Network – Trunked Linie
- Dante Dual Redundant Network – RSTP Ring
- Dante Dual Redundant Network – RSTP Ring + Baum
- Datenraten bei Unicast & Multicast
- Dante Audio Channel vs. Audio Flow
- Dante Multicast
- Dante „Multi“ Unicast und die Systemgrenzen anhand praktischer Beispiele
Praxis Workshop
- Erstellen der dokumentierten Switch Konfiguration, online am Gerät
- Dual redundantes Netzwerk im Ring & LAG einrichten
- Dante Controller von A-Z
- Zuspielung und Aufnahme mit Dante Virtual Soundcard
- Virtual Soundcheck mit Dante Controller & DVS
- Paketanalyse mit Wireshark
- Multicast Übertragung: prüfen der ACL mit Wireshark und Fehler provozieren
- Kabelfehler simulieren
- Bandbreiten Planung, Management & Monitoring